
Veröffentlicht am 03.02.2025
KI revolutioniert den Bewerbungsprozess
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Recruitingprozess hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Unternehmen setzen zunehmend auf automatisierte Tools, um die Prozesse der Talentansprache und der Talentauswahl zu optimieren.
KI kann dabei nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch helfen, den Rekrutierungsprozess objektiver, transparenter und datengestützter zu gestalten. Doch wie konkret unterstützen KI-Tools die verschiedenen Phasen? Und welche rechtlichen und ethischen Fragestellungen müssen dabei beachtet werden?
Lesen Sie in diesem Artikel:
- Wie KI im Recruiting konkret unterstützen kann
- Datenschutz im Bewerbungsprozess
- Menschliche Expertise bleibt gefragt
KI-Tools in der Talentansprache:
Active Sourcing neu gedacht
Active Sourcing bezeichnet die aktive Suche nach passenden Talenten, beispielsweise über soziale Netzwerke wie LinkedIn oder Xing. Hier kommen KI-Tools ins Spiel, die den Suchprozess erheblich vereinfachen können. Algorithmen scannen Millionen von Profilen und analysieren dabei nicht nur die Berufserfahrung, sondern auch die Interessen, Weiterbildungen und die Passgenauigkeit von Kandidatinnen und Kandidaten für bestimmte Rollen. Beispiele für solche Tools sind HireVue oder SeekOut, die mithilfe von KI in Echtzeit nach Kandidat:innen suchen, die den Anforderungen eines Unternehmens entsprechen.
Diese Tools helfen Personalverantwortlichen, gezielt potenzielle Interessent:innen anzusprechen und dabei sowohl passive als auch aktive Talente zu identifizieren. Der Vorteil: Unternehmen müssen nicht mehr auf Bewerbungen warten, sondern können proaktiv die besten Talente finden. Auch hier spielt das Thema Datenschutz eine wichtige Rolle: Die gesammelten Daten müssen DSGVO-konform verarbeitet und gespeichert werden. Besonders problematisch kann der Zugriff auf personenbezogene Daten in sozialen Netzwerken sein, da viele dieser Daten oft ohne das ausdrückliche Einverständnis der Personen gesammelt werden. Daher ist eine transparente und klare Kommunikation mit den Kandidat:innen erforderlich.
Die Stellenanzeige der Zukunft:
KI-unterstützt und personalisiert
Stellenanzeigen sind oft das Erste, was potenzielle Bewerbende von einem Unternehmen sehen. Um hier die richtige Zielgruppe anzusprechen, setzen immer mehr Unternehmen auf KI, die helfen kann, Stellenanzeigen besser auf die Zielgruppe abzustimmen. KI-Tools wie Textio analysieren bestehende Stellenanzeigen und schlagen Verbesserungen vor, um sie inklusiver, ansprechender und zielgerichteter zu gestalten. Das Tool erkennt beispielsweise sprachliche Muster, die potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten abschrecken könnten, etwa eine zu maskuline oder zu formelle Sprache.
Darüber hinaus bieten KI-gestützte Analysetools die Möglichkeit, automatisch zu prüfen, welche Keywords und Formulierungen in bestimmten Branchen besonders gut ankommen. Diese Tools können auch helfen, die Reichweite der Stellenanzeige auf den richtigen Kanälen zu maximieren, sodass mehr qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber auf das Jobangebot aufmerksam werden.
Automatisierung im Bewerbungsprozess:
Screening und Vorauswahl
Ein weiterer Bereich, in dem KI im Recruitingprozess massiv entlasten kann, ist die automatisierte Vorauswahl von Bewerbungen. Applicant Tracking Systems (ATS) wie SmartRecruiters oder Jobvite können Bewerbungen automatisch scannen und nach festgelegten Kriterien filtern. Dies spart Personalverantwortlichen viel Zeit, da sie nicht jede Bewerbung manuell durchsehen müssen. Die Systeme erkennen dabei relevante Qualifikationen und Erfahrungen und können so schnell eine erste Vorauswahl treffen.
Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung von Chatbots, die den Bewerbungsprozess begleiten. Diese KI-gesteuerten Bots, wie etwa der Mya-Chatbot, können Bewerbende direkt im ersten Schritt der Bewerbungsgespräche ansprechen, ihre Fragen beantworten und grundlegende Informationen sammeln. Chatbots sind auch in der Lage, eine erste Einschätzung der Bewerberinnen und Bewerber vorzunehmen, indem sie standardisierte Fragen stellen und auf dieser Basis eine Bewertung vornehmen.
Doch auch hier müssen Unternehmen sicherstellen, dass die eingesetzten Tools keine unbewussten Biases (Vorurteile) enthalten, die den Bewerbungsprozess verzerren könnten. Hierbei kommt es auf regelmäßige Audits und die ständige Optimierung der Algorithmen an.
Datenschutz und das Recht am Bild:
Eine heikle Balance
Mit dem vermehrten Einsatz von KI-Tools im Recruiting stellt sich auch die Frage nach dem Datenschutz. Insbesondere die Verwendung von Bildmaterialien und Profilinformationen aus sozialen Netzwerken wirft Fragen zum Recht am Bild und zum Umgang mit personenbezogenen Daten auf. Bewerbungsprozesse müssen den strengen Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen. Das bedeutet, dass Unternehmen die ausdrückliche Zustimmung der Bewerber:innen einholen müssen, bevor sie ihre Daten verwenden, und noch dazu sicherstellen müssen, dass die Daten nur für den vorgesehenen Zweck verarbeitet werden.
KI-gestützte Video-Interview-Tools, wie sie von Unternehmen wie HireVue oder Spark Hire angeboten werden, sind besonders kritisch, da sie oft das Gesicht der Kandidat:innen analysieren, um ihre Reaktionen zu bewerten. Dies könnte als eine Form der biometrischen Datenerhebung betrachtet werden, die besonders schützenswert ist und spezielle Anforderungen an den Datenschutz stellt. Um rechtlich auf der sicheren Seite zu bleiben, müssen Unternehmen transparent darlegen, wie die Daten verwendet werden und eine ausdrückliche Zustimmung einholen.

Die Rolle der Persönlichkeit im Recruitingprozess
Trotz des Fortschritts der KI bleibt die Persönlichkeit eines Bewerbers oder einer Bewerberin ein wesentlicher Faktor im Recruitingprozess. KI-Tools können helfen, Kandidat:innen anhand objektiver Kriterien wie Ausbildung, Erfahrung und Fähigkeiten zu bewerten, doch die subjektiven Aspekte wie kulturelle Passung, Soft Skills oder die langfristige Motivation lassen sich nur schwer durch Algorithmen erfassen. Hier ist nach wie vor das menschliche Urteil gefragt.
Einige Unternehmen setzen mittlerweile auf psychometrische Tests oder KI-gestützte Persönlichkeitsanalysen, um mehr über die psychologischen Merkmale von Bewerber:innen zu erfahren. Diese Tests basieren auf verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnissen und sollen dabei helfen, die "weichen" Faktoren einer Person besser zu verstehen. Allerdings gibt es auch hier Bedenken hinsichtlich der Objektivität und der Gefahr, dass solche Tests unbewusste Vorurteile verstärken könnten. Dafür braucht es geschulte Analysten. Wir arbeiten seit Jahren mit dem Predictive Index, ein wertneutrales und wertschätzendes Verfahren, um Hinweise zur Persönlichkeit zu bekommen, die aber nur im Dialog mit einer Kandidatin oder einem Kandidaten auf Passung überprüft werden können. Wir geben hier unsere langjährige Erfahrung gerne weiter und unterstützen Personalabteilungen in der Kompetenzerweiterung.
Die Zusammenarbeit mit Personalberatungen bleibt notwendig.
Obwohl KI-Tools viele Prozesse im Recruiting effizienter gestalten können, ersetzt die Technologie nicht die menschliche Expertise in allen Bereichen. Besonders bei hochqualifizierten Fachkräften oder Führungskräften ist die Zusammenarbeit mit einer Personalberatung nach wie vor wertvoll. Personalberaterinnen und Personalberater bringen ihre Erfahrung, ihr Netzwerk und ihre Fähigkeit ein, nicht nur den Lebenslauf, sondern auch die Persönlichkeit der Kandidat:innen zu bewerten.
KI kann jedoch auch hier unterstützen, indem sie Personalberater:innen hilft, Kandidatinnen und Kandidaten vorab zu sichten, und so die Vorauswahl erheblich zu verkürzen. Dies ermöglicht es der Beratung, sich auf die wirklich vielversprechenden Talente zu konzentrieren und die Interaktion auf einer tieferen, zwischenmenschlicheren Ebene zu führen.
An den zukünftigen Entwicklungen dranbleiben
Als Personalberatung beschäftigen wir uns kontinuierlich mit den neuesten technologischen Trends, um unseren Mandanten stets die besten und innovativsten Lösungen bieten zu können. Der Markt für KI-Tools im Recruiting wächst rasant, und es ist oft schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wir wissen, dass nicht jeder Anbieter wirklich auf Künstliche Intelligenz setzt – viele nutzen lediglich den Hype, um ihre Tools als „KI-basiert“ zu vermarkten. Unser Team hat das nötige Know-how, um zu beurteilen, welche Lösungen tatsächlich einen echten Mehrwert bieten und welche nur leere Versprechungen sind. Wir stehen jederzeit für Fragen und eine fundierte Beratung zur Verfügung, um sicherzustellen, dass unsere Mandanten die richtigen Entscheidungen treffen und von den neuesten Entwicklungen im Recruiting profitieren können.
Fazit: KI als wertvolle Unterstützung, aber nicht als Ersatz
KI-Tools bieten im Recruitingprozess zahlreiche Vorteile, von der automatisierten Talentansprache über die Vorauswahl von Bewerbungen bis hin zur Erstellung maßgeschneiderter Stellenanzeigen. Sie tragen dazu bei, Prozesse zu beschleunigen, Fehler zu minimieren und die Effizienz zu steigern. Gleichzeitig erfordert der Einsatz von KI jedoch eine sorgfältige Beachtung von Datenschutzaspekten, rechtlichen Vorgaben und ethischen Fragestellungen. Die KI wird dabei nie den menschlichen Faktor ersetzen, sondern sollte als wertvolles Hilfsmittel zur Unterstützung von Personalberater:innen und Recruitern verstanden werden. Nur durch eine Kombination aus Technologie und menschlicher Expertise lässt sich der Recruitingprozess zukunftsfähig gestalten.

Fragen Sie sich, wie Sie die besten Fach- und Führungskräfte gewinnen können? Es gibt nicht nur einen richtigen Weg – oft ist es die Mischung aus verschiedenen Maßnahmen und Lösungen, die zum Erfolg führt.