Veröffentlicht am 12.12.2019
Wie aus Mitarbeitern Recruiter und Arbeitgeber-Markenbotschafter werden
Immer mehr Arbeitgeber konkurrieren um die gleichen Talente, denn in fast allen Bereichen gibt es mehr offene Stellen als verfügbare Bewerber. Neue Lösungen müssen her. So involvieren bereits einige Unternehmen ihre Mitarbeiter in den Recruitingprozess und lassen sie dadurch zu Arbeitgeber-Markenbotschafter werden. Und die Zahl steigt!
Lesen Sie in diesem Artikel:
- Um an geeignete Kandidaten heranzukommen, gehen die Unternehmen meist mehrere Wege
- Empfehlungen von Mitarbeitern
- Prämie Spendengutschein
- In der Region verankert
- Immer mehr Ehrenamtliche
- Influencer sind etabliert
- Mitarbeiter als Influencer
- Zusammenspiel mit dem Personaldienstleister
- 6 Tipps, um aus Mitarbeitern Influencer bzw. Arbeitergeber-Markenbotschafter zu machen
Um an geeignete Kandidaten heranzukommen, gehen die Unternehmen meist mehrere Wege
In Zusammenarbeit mit einem Personaldienstleister werden in der Regel Print- und Online-Anzeigen geschaltet, Active Sourcing und Headhunting betrieben, über Messen akquiriert, und Employer Branding eingesetzt.
Und durch den digitalen Wandel eröffnen sich weitere interessante Möglichkeiten der Personalakquise. Neben neuen Tools zeichnet sich eine Entwicklung im Recruiting ab, die sowohl große als auch kleine Unternehmen betrifft: Nicht nur die Qualifikation der Bewerber zählt, sondern auch, wie sie zum Wertesystem eines Unternehmens passen. Denn es gilt, die künftigen Mitarbeiter langfristig zu halten.
Empfehlungen von Mitarbeitern
Bei unserer Recherche zu Trends im Bereich Personalgewinnung sind wir auf ein international erfolgreiches Modeunternehmen aus Hamburg mit aktuell rund 1.200 Mitarbeitern gestoßen. Dieses achtet bei seiner Suche nach qualifizierten Bewerbern nicht nur darauf, dass diese die notwendige fachliche Expertise besitzen, sondern auch zur Unternehmenskultur passen. Aus diesem Grund wurde dort vor Kurzem ein digitales Empfehlungsprogramm eingeführt, über das jeder Mitarbeiter zum Recruiter werden und gezielt Jobs empfehlen kann. Das Unternehmen setzt dabei auf die internen und externen Beziehungen seiner Mitarbeiter und die Wirksamkeit seiner Employer-Branding-Strategie.
Prämie Spendengutschein
Über das Empfehlungsprogramm hat jeder Mitarbeiter die Möglichkeit, offene Jobs ganz einfach über soziale Netzwerke oder per E-Mail zu teilen. Und das Engagement als Recruiter wird belohnt!
Im Erfolgsfall wird die Vermittlung einer jeden Stelle, egal ob Werkstudent oder Management-Position, mit einem Spendengutschein in Höhe von 500,- Euro prämiert. Eingelöst werden kann dieser dann auf einer mit betterplace.org eingerichteten Landingpage für eines von derzeit fünf Projekten, mit denen das Unternehmen besonders verbunden ist. Dazu zählen beispielsweise das Kinder-Hospiz Sternenbrücke oder der Brustkrebs Deutschland e. V. Nach der Anlaufphase soll das Portfolio der unterstützten Projekte auf Basis von Mitarbeitervorschlägen sukzessive erweitert werden.
Auch für die Spendenplattform betterplace.org ist die Zusammenarbeit besonders, da es zwar vermehrt Unternehmen gibt, die sich sozial engagieren, beim Einsatz von Mitarbeiter-Empfehlungsprogrammen jedoch bisher im Allgemeinen auf das klassische „Kopfgeld“ gesetzt wird. Das können Prämien in Form von Geld oder Erlebnisgeschenken sein wie Theaterabonnements, Sportkurse, Workshops oder sogar ein zusätzlicher Urlaubstag.
In der Region verankert
Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme bieten sich für Unternehmen jeglicher Größe an. Firmen können diese Programme nicht nur hervorragend für das Recruiting nutzen, sondern auch zur Mitarbeiterbindung und zur eigenen Verankerung in der Region. Das Empfehlungsprogramm des Hamburger Modeunternehmens lässt sich zum Beispiel auch auf KMUs übertragen. Denn gerade die Mittelständler sind in der Regel stark mit der Region verbunden, ebenso wie die Mitarbeiter. In Oberfranken beispielsweise engagieren sich sehr viele Menschen ehrenamtlich. Diverse Hilfsprojekte oder Sportkurse könnten ohne diese Freiwilligen gar nicht durchgeführt werden.
Immer mehr Ehrenamtliche
Immer mehr Menschen engagieren sich ehrenamtlich. Laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) gab es im Jahr 2018 in Deutschland 15,98 Millionen Ehrenamtliche, 2017 waren es 14,87 Millionen.
Über ein Mitarbeiter-Empfehlungsprogramm könnten auch Charity-Projekte unterstützt werden, bei denen die Mitarbeiter aktiv sind oder die diese sogar initiiert haben. Das heißt, man könnte auch die Belegschaft im Vorfeld darüber abstimmen lassen, welche Hilfsprojekte für einen gewissen Zeitraum unterstützt werden. So schafft man von Anfang an Nähe. Die Mitarbeiter könnten beispielsweise auf einer Veranstaltung oder im Intranet des Unternehmens ihr Herzensprojekt und ihre Beweggründe vorstellen. Anschließend würden dann die Favoriten über ein Voting ermittelt werden.
Die Koordination jeglicher Recruiting-Maßnahmen (Online und Print) sollte bei der Personalabteilung und/oder einem Personaldienstleister liegen. Denn im Idealfall sind sämtliche Aktivitäten aufeinander abgestimmt und folgen einem Zeitplan.
Influencer sind etabliert
Arbeitgeber-Markenbotschafter gab es schon immer, aber mit den sozialen Netzwerken hat diese Rolle noch mal eine andere Dimension erhalten.
Generell hat sich Influencer Marketing inzwischen etabliert. Mit ihrem Einfluss und ihrer Reichweite sind die sogenannten Influencer für viele Marken und Produkte längst zu wichtigen Kommunikatoren geworden.
Wer sich über neue Produkte oder Veranstaltungen informiert, fragt häufig Netzwerk-Kontakte in Facebook oder Twitter oder schaut bei YouTube oder Instagram nach. Jeder zweite Follower (52 Prozent, 2018: 50 Prozent) hat schon einmal ein Produkt bzw. eine Dienstleistung in Anspruch genommen, nachdem ein Influencer dafür geworben hat. Fast die Hälfte der Nutzer (45 Prozent, 2018: 53 Prozent) kann sich vorstellen, sich weiter über das beworbene Produkt zu informieren. Das geht aus der aktuellen Studie „Spotlight Influencer 4.0“ hervor.
Mitarbeiter als Influencer
Doch passende Influencer für das eigene Unternehmen zu finden, ist kein leichtes Unterfangen. Der Zeitaufwand, einen passenden Kooperationspartner zu identifizieren und vertrauenswürdig an sich zu binden, ist hoch. Die verschiedenen Auswahlkriterien, wie unter anderem eine hohe Reichweite, die richtige Zielgruppe oder die Bereitstellung eines Extra-Budgets für die Zusammenarbeit stellen eine Herausforderung dar.
Eine Lösung, die zwar nahe liegt, aber noch wenig genutzt wird, ist die Schulung von Mitarbeitern zu Influencern. Einige Unternehmen wie Otto, Edeka und Daimler setzen bereits auf ihre Beschäftigten als Meinungsführer. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Kommunikationswege sind kürzer, Mitarbeiter kennen die Ziele, die Strategie und die Philosophie des Unternehmens und können sich im Idealfall mit dessen Werten identifizieren.
Ein weiterer entscheidender Vorteil: Diese authentische Art der Kommunikation, die die Gesichter hinter einer Marke zeigt, führt zu einer vertrauenswürdigen Kommunikation mit den Kunden oder potenziellen Mitarbeitern. Das Gleiche gilt für das Recruiting. Mitarbeiter, die sich mit ihrer Arbeit und der Unternehmensphilosophie identifizieren, sind glaubhafte und authentische „Headhunter“. Akquirieren sie zudem im engeren Bekanntenkreis, hat das den Vorteil, dass sie die Wünsche und Bedürfnisse des Kandidaten kennen und somit bei der Ansprache direkt darauf eingehen können. Das heißt, Kommunikationswege werden verkürzt und Kosten gespart. Zum einen, weil dieser Kandidat nicht so schnell abspringt, zum anderen müssen weniger Stellenanzeigen geschaltet werden.
Zusammenspiel mit dem Personaldienstleister
Das Involvement der Mitarbeiter bei der Personalsuche erleichtert auch die Arbeit des Personaldienstleisters, weil mehr Kandidaten im Recruitingprozess berücksichtigt werden können, die bessere Voraussetzungen mitbringen als manch anderer Kandidat, der sich über eine Stellenanzeige bewirbt.
Nichtsdestotrotz ist es immer ratsam, verschiedene Anwärter in den Auswahlprozess aufzunehmen. Manchmal ist es gut, einen qualifizierten Kandidaten aus der Region zu wählen, weil er dort bereits verankert ist. Aber manchmal ist es auch besser, jemand von außerhalb einzustellen, weil er vielleicht eine neue Sichtweise mitbringt. Eine enge Beziehung des potenziellen Bewerbers zu einem bestehenden Mitarbeiter kann auf der einen Seite dazu führen, dass das Onboarding beschleunigt wird. Auf der anderen Seite könnte das enge Verhältnis in einer kleinen Abteilung zu Problemen führen, insbesondere wenn einer der beiden eine Leitungsfunktion hat.
Was möchten wir damit sagen? Ein digitales Mitarbeiter-Empfehlungsprogramm oder persönliche Recruitingposts der Mitarbeiter in den sozialen Medien können das vom Personaldienstleister begleitete Auswahlverfahren beschleunigen, aber nicht ersetzen.
6 Tipps, um aus Mitarbeitern Influencer bzw. Arbeitergeber-Markenbotschafter zu machen
1. Geeignete Botschafter identifizieren
Bevor Sie starten, sollten Sie sich überlegen: Wer soll Ihr Unternehmen in den sozialen Medien repräsentieren, und wer soll aktiv als Recruiter agieren? Sollen es ausgewählte Mitarbeiter sein, die Sie als besonders unternehmenstreu und marketingaffin identifiziert haben? Oder möchten Sie, dass alle Mitarbeiter beteiligt werden? Die Wahl hängt von Ihrer Zielsetzung ab.
Generell empfehlen wir: Kombinieren Sie die beiden Strategien. Für den Job des Influencers eignen sich eher wenige, denn die Kommunikation via Facebook, Instagram & Co. verlangt auch ein gewisses Marketingwissen. Aber natürlich wäre es gut, auch alle anderen Mitarbeiter einzubeziehen. Das Kernteam könnte sich beispielsweise aus jeweils einem Vertreter der verschiedenen Abteilungen zusammensetzen. Diese Kerngruppe spricht dann die geplanten Social-Media-Maßnahmen (Inhalte und Bilder) und Recruiting-Aktionen mit der PR-Abteilung oder der Geschäftsführung ab – abhängig von der Größe des Unternehmens.
Im Fall eines digitalen Mitarbeiter-Empfehlungsprogramms gilt es zunächst die passende Software zu finden. Sie sollte eine gute Usability bieten und DSGVO-konform sein. Über den Empfehlungsmanager im Programm können Mitarbeiter mit wenigen Klicks offene Jobs in ihrem direkten und privaten Netzwerk teilen ‒ ob in den sozialen Medien oder in Business Networks.
2. Verantwortlichkeiten und Aufgaben klären
Wer sollte die Content-Erstellung in Social Media vornehmen? Die ausgewählten Mitarbeiter und/oder die PR-Abteilung? Oder sollen sich die Mitarbeiter nur passiv beteiligen – sprich Beiträge teilen und sich mit Likes und Kommentaren engagieren? Bei letzterer Lösung geben Sie die Kontrolle nicht aus der Hand. Aber Sie sollten bedenken, dass Sie damit auf besonders authentische Beiträge verzichten.
Binden Sie die Mitarbeiter aktiv in die Erstellung von Inhalten ein! Sie sollten zudem Schulungen und Weiterbildungen unterstützen – intern oder extern.
3. Setzen Sie einen Leitfaden auf
Um sowohl den Mitarbeitern, die sich aktiv an der Content-Erstellung beteiligen, als auch den anderen Mitwirkenden eine Hilfestellung zu bieten und die Kommunikation auf die Corporate Identity/Communication abzustimmen, müssen Sie Richtlinien definieren. Darüber sollte Folgendes geregelt werden: Die Nutzung von Social Media während der Arbeitszeit (Wann und wie lange ist dies gestattet?), die Themenauswahl, die Bildsprache, das Copyright der Bilder, die Tonalität und das Wording der Beiträge, die Postingfrequenz sowie Richtlinien zu Postingzeiten. Weisen Sie einzelnen Mitarbeitern feste Aufgaben zu, um Doppelarbeit zu vermeiden.
4. Regelmäßige Treffen einführen
Um messen zu können, ob Ihre Social-Media- und Recruiting-Maßnahmen zum Erfolg führen, sollten Sie regelmäßige Treffen mit den beteiligten Mitarbeitern anberaumen. Holen Sie sich Feedback ein und legen Sie KPIs fest, also Kennzahlen, mit denen die Leistung von Aktivitäten in Unternehmen ermittelt werden kann. Diese sollten kontinuierlich gemessen werden. Besprechen Sie auch den weiteren Fortgang. Durch die Treffen verankert sich die Social-Media-Aktivität und die Nutzung des Mitarbeiter-Empfehlungsprogramms im Arbeitsalltag Ihrer Beschäftigten.
5. Belohnen Sie das Engagement
Zeigen Sie, dass Sie das Engagement Ihrer Mitarbeiter wertschätzen. Sie sollten den Mehraufwand, der für Ihre Mitarbeiter entsteht, honorieren. Zeigen Sie, wie wichtig Ihnen das Engagement als Influencer und/oder Recruiter ist. Geben Sie regelmäßiges Feedback, bieten Sie Fortbildungsmöglichkeiten und Workshops an, laden Sie Ihre Influencer und Recruiter zu einem Teamevent ein, vergeben Sie für besondere Erfolge Prämien oder verteilen Sie Spendengutscheine und lassen Sie Ihre Mitarbeiter abstimmen, welche Vereine Sie unterstützen wollen.
6. Erfahrungen teilen
Machen Sie das Engagement der engagierten Mitarbeiter sichtbar, teilen Sie die Erfolge, die gemeinsam erzielt werden. Zum Beispiel im Intranet, auf Meetings, im internen Newsletter, in der Firmenzeitung oder im Unternehmensblog.
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